Cassis und Montserrat
SLACKLINE TRIP NACH CASSIS UND MONTSERRAT
Es sollte in den Süden gehen um im März den kalten Temperaturen zu entfliehen. Die französische Mittelmeerküste bei Cassis mit ihren schroffen Felswänden und das katalanische Montserrat in Spanien waren dafür zwei bestens geeignete Orte, dachten wir - Aber am Ende sollte es selbst in Spanien schneien...
Alex Bericht:
Ende März startete für Clemens, Mirko, Niklas und mich ein 3-wöchiger Trip, den keiner von uns so schnell vergessen wird.
Am 28.3.2013 fuhren wir im Elephant Wohnmobil "Elmo" Richtung Verbier (Schweiz) los und trafen uns dort mit dort Anatolij, Marinus und Tereza. Der Luxusskiort ist jedes Jahr die letzte Station der "Freeride World Tour". Die Organisatoren buchten One Inch Dreams zusammen mit einem französischen und schweizer Highline Team - wie schon das Jahr zuvor - für Highline Shows über den Straßen von Verbier. Von den Dächern aus hatten wir einen guten Ausblick auf das Treiben des Events. Die leicht bekleideten "Swatch Girls" tanzten abwechselnd zu unseren Shows in einem Käfig.
Nach dem Wochenende ging es für die One Inch Dreams Crew weiter nach Südfrankreich, wo wir uns mit Raff, Allison, Friedi und Lukas Irmler trafen, um ein Projekt zu verwirklichen, dass wir schon lange im Auge hatten:
Bei Cassis gibt es einen 75 m hohen frei stehenden Turm, der nur über eine dünne Landbrücke mit dem Festland verbunden ist. Der Spot schrie nach einer Highline!
Nach 3 mühseligen Tagen Aufbau und einem Regenpausentag stand die 58 m lange Line endlich und noch 2 andere Lines, die Lukas (Helicopterphobia) und Raffi (neue 51 m) inzwischen parallel dazu aufgebaut hatten. 2 Tage lang nahmen wir uns noch Zeit zum Laufen, in denen Friedi richtig abging, ihm fehlten für einen send von der 76 m langen Helicopterphobia nur noch 15 m.
Der starke Wind machte das Highlinen teilweise unmöglich (wie vor allem Mirko erfahren musste, der sich seine ernsthaften Versuche der Turm-Line für den letzten Tag aufgehoben hatte), brachten andererseits aber auch jede Menge Spaß.
Am Sonntag Abend brachen wir unsere Lager ab und machten uns auf den Weg gen Spanien. In Montpellier legten wir einen 1-tägigen Zwischenstopp bei unserem Waterline-Freund Alain Barbet ein. Montag Nacht kamen wir schließlich in Barcelona an.
Am nächten Tag trafen wir uns nach einem großen Einkauf am Fuß des Montserrat-Gebirges mit Ramon (dem lokalen Slackliner, der uns das ganze Projekt ermöglicht hat) und sortierten die Ausrüstung. Mit 40 kg schweren Rucksäcken stiegen wir spätnachmittags auf. Als wir zum Sonnenuntergang am Spot ankamen, wurden wir von der Magie des Ortes überwältigt:
Die ockernen Farben und runden Formen der Felsen, die Abgeschiedenheit, Exponiertheit und die Weitsicht über das ganze Gebirge und machen den besonderen Flair des Platzes aus. Man fühlt sich dort besonders frei und friedvoll.
Die ganze nächste Woche sollten wir diese wundervolle Umgebung genießen. Am ersten Tag spannten wir die von Alex das Jahr zuvor erst begangene 55 m Highline "Fuck the monks", die bei diesem Aufbau viel öfters zum hinüberrollen als zum Laufen benutzt wurde. Auf der anderen Seite war nämlich der mittlere Fixpunkt der Space Line. Diese zu riggen war mal wieder ein irre Aufwand und verlief nicht ohne Zwischenfälle. Die ersten 1,5 Tage brauchten wir für die Einrichtung der Ankerpunkte. Als am dritten Tag Raffi, Allison und Christian Chr angekommen waren und wir richtig durchstarten wollten, standen plötzlich 2 Polizisten am Spot und wollten, dass wir wieder abbauen! Das wäre das Aus für unser und das Projekt der Franzosen gewesen. Die Dudes von Pyrénalines bauten nämlich gleichzeitig einen fetten Rope Jump auf: zwei 200 m lange quer gespannte Statikseile und in der Mitte dieser 70 m lange Kletterseile. Indem er mit den Beamten runter ins Kloster von Montserrat ging, konnte Ramon mit all seiner Überredungskunst die Patronaten davon überzeugen, dass wir weiter machen durften. Unsere Erleichterung und Freude darüber war riesig!
2 Tage später stand der Rope Jump. Gesprungen wurde von einer Stufe im Fels 30 m überhalb des Anseilpunkts, sodass der effektive Freifall gut 100 m betrug! Aus Zeitnot konnte von uns Deutschen leider nur einer springen. Niklas gewann beim Schnick-Schnack-Schnuck und wurde um ein unvergessliches Erlebnis reicher.
Wir anderen konnten zumindest einen kleinen Rope Jump machen, den wir später am Space Anker festmachten. Erst einmal mussten wir jedoch die Space Line im Schneesturm fertig spannen. Ich saß dazu 6 Stunden in einem Loch mitten im Cavall Bernat (ein 200 m hoher Turm). Endgültig laufbereit war sie dann erst am nächsten Tag.
Als ich mich gerade für den ersten Versuch fertig mache, fängt es wieder an zu schneien. Der starke Wind und Schnee von der Seite rauben mir die Orientierung, sodass ich nicht einmal aufstehe und nachdem meine Füße zu Eisklötzen geworden sind, in die Höhle flüchte. Die Höhle ist eine ehemaliges Mönchseinsidelei, die von Kletterern restauriert und sehr gemütlich eingerichtet wurde. Nachdem schon alle mit dem Tag abgeschlossen haben, kommt die Sonne doch wieder raus. Ich rolle wieder rüber zum Fixpunkt des Teils der Space Line, die auf das 1000 m darunter liegende Tal hinaus geht. Obwohl nur knapp 30 m lang ist es nicht ganz einfach, sie zu laufen. Einerseits wegen ihrer Slackheit und natürlich vor allem wegen dem Einfluss der Space Line:
Die ungewohnte Auf- und Abwärts Schwingung, die stärker wird, je näher man dem Space Anker kommt und die Tatsache, dass man dabei immer weiter nach unten schauen muss, da der einzige Orientierungspunkt ja die Lines selbst sind. Die letzten Meter bis zum Anker sind deswegen am schwersten.
Mit "Dabei kommt noch mal etwas ganz neues hinzu, was man beim normalen Highlinen nicht hat" beschreibt Mirko den Reiz einer Space Line. Er, Niklas und Chris konnten diesen Teil der Space Line ebenfalls laufen. Ich quälte mich noch über den (unabsichtlich) viel zu straff gespannten 50 m langen Flügel. Auf dem 80 m langen Stück zeigte mir die Line, dass ich physisches und psychisches Training nötig habe, um so etwas laufen zu können. Nach 3 Versuchen konnte ich nicht einmal mehr aufstehen! Chris schlug sich zwar deutlich besser als ich, konnte sie aber aufgrund der „spacigen“ Schwingungen auch nicht laufen.
Für Entspannung und Spaß an einem eigentlich unentspannten Ort sorgte die Ticket-to-the-moon Hängematte unter dem Space Anker.
Nach 3 Tagen Laufen der Space Line mussten wir unser Lager wieder abbrechen. Beim Abbau wehte ein sehr starker Wind, der mir die Seile so ineinander verknotete, dass ich 2 mal so lang brauchte um die eh schon komplizierte Turmseite abzubauen.
Wir verbrachten noch einen wunderschönen Tag in Barcelona. Mit Clemens als Fremdenführer konnten wir neben dem Strand den Flair der Stadt angemessen genießen.
Leider wurde währenddessen ins Elmo eingebrochen und Elektrogeräte im Wert von 4000€ gestohlen.
Nichtsdestotrotz waren es 3 epische Wochen mit vielen coolen Leuten, denen ich hier für die geile Zeit allen herzlich danken will!