USA Highline Reise

USA Highline Reise

Zusammen mit 2 guten Freunden - Lukas Irmler und Christian Krr - begab sich Alex im Winter 2011/2012 auf einen Highlinetrip ins Ursprungsland des Slacklinens – die USA.
Folgendes Video von Grant Thompson fasst diese unvergessliche Zeit schön zusammen:

Die ganze Geschichte gibt es in Alex Bericht:

Wir landeten Mitte November in San Fransisco. Im Yosemity Valley (der Wiege des Slacklinens) lag zu dieser Jahreszeit zwar leider schon zu viel Schnee, um dort Highlines zu spannen. Dies war jedoch verkraftbar, da es in den Staaten noch genügend andere großartige Orte zum Highlinen gibt!

Die für ihre einzigartigen Felsformationen bekannte Gegend um Moab herum bietet mit ihrer Sandsteinwüste und den weitläufigen Canyons nahezu unendliches Potenzial. Die erste Hälfte unseres Trips verbrachten wir deshalb im „Highline-Mekka“ der USA. In den ersten 10 Tagen campierten wir am Rande eines Canyons, an dem über 50 Highliner aus aller Welt zusammen kamen, um dort gemeinsam ihrer Leidenschaft nachzugehen. Dieser Platz war mit seiner Weite und Tiefe verbunden mit einem einfachem Aufbau der Lines wie geschaffen dafür. Während dem Treffen wurden 10 Highlines gespannt, von der 10 Meter Anfänger-Line bis zur Weltrekord-Länge von 127 Metern. Nachdem Jerry und ich einsehen mussten, dass wir unseren Welterkord auf dieser Line nicht brechen konnten, fokussierte ich mich auf ein neues Projekt: Die „Space Anchor Highline“ oder kurz „Space Line“. Die Idee dazu kommt vom sogenannten „Slackline Spiderweb“. Dabei werden zwischen mehreren Fixpunkten mehrere Slacklines in der Mitte so miteinander verbunden, dass das entstandene Gebilde einem Spinnennetz ähnelt. Diese Art von Slacklines gab es bisher nur auf Absprunghöhe. Mit der Hilfe von ein paar anderen motivierten Highlinern gelang es mir, dieses Prinzip aufs Highlinen zu übertragen, die erste Space Line der Welt zu spannen und zu begehen. Der Unterschied der Space Line zu einer normalen Highline ist, dass sich einer der Ankerpunkte bewegt und dass man bei mindestens einer der Lines (es sind mindestens drei) nicht auf einen festen Punkt zuläuft, sondern praktisch aufs Nichts. Die Kombination aus dem auf und ab schwingenden Ankerpunkt und dem ungewohnten Blick auf die Leere macht eine Space Line wesentlich anspruchsvoller als eine normale Highline. Die ungewohnte Schwingung und die Exponierung ist von Anfang an spürbar. Aber mit jedem Schritt, mit dem man sich der Mitte nähert, wird beides stärker. Jeder Schritt erfordert höchste Konzentration, während man zugleich mit der Weite des Canyons klarkommen muss. Die letzten Schritte sind die schwersten. Das Gefühl von totaler Ausgesetzheit während dem Laufen und vor allem beim Ankommen am Space Anchor (=der Verbindungspunkt der Lines) hatte ich vorher nicht gekannt.
Es war mir möglich neben der 35 Meter langen, in den Canyon hinausgehenden Line, noch den linken, ca 60 Meter langen Abschnitt zu bewältigen. Der Versuch, mit Christian und Lukas die 3 Abschnitte der Space Line simultan zu laufen, blieb aufgrund von Zeitmangel und der riesigen Dimensionen der Space Lines leider erfolgslos. 

Als wir eine Woche später an einem anderen Bowl eine kleinere Space Line aufbauten, konnten wir uns jedoch über so einen „Three Way Send“ freuen. Eine Space Line gemeinsam zu laufen, ist ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Jeder Fehler von dir kann die beiden anderen ebenfalls aus der Balance bringen. Wenn einer fällt, haben die anderen beiden ebenfalls keine Chance mehr, oben zu bleiben. Als wir uns dann schon beim ersten Versuch auf dem Space Anchor die Hände reichen konnten, war die Freude über das Gelingen des Teamworks groß!

Trotz der Space Lines kamen während unserer Zeit in Moab traditionelle Highlines nicht zu kurz. Die für mich schönste war die „Corona Arch“ Highline, die in einem natürlichem Steinbogen aufgespannt wird und dadurch einen besonderen Flair hat. Hier gibt's eine Slideshow von der Aktion. Ein weiteres Highlight war die Erstbegehung der 80 Meter langen „American Way of Life“ Highline. Zum krönenden Abschluss liefen Lukas und ich die beiden Highlines am 100m hohen Lighthouse Tower, während Andy Lewis und Richard Webb mit Ihren BASE-Rigs an uns vorbeiflogen. Beim Abbau fing es an zu schneien und wir waren uns einig, dass die Zeit für einen Ortswechsel gekommen ist.

Jetzt ging es für Lukas und mich mit dem Zug und für Christian per Anhalter ab ins warme Kalifornien! Genauer gesagt zurück zu Jerry, mit dem wir am nächsten Morgen zum Backyard Highline Meeting in Garden Valley fuhren. Bei diesem Treffen wurden 6 Highlines zwischen Bäumen gespannt und konnten von Jedermann probiert werden. Eine davon war 105 Meter lang und sollte sich als gutes Training für die 119 Meter lange Highline herausstellen, die Jerry und ich nach dem 3-tägigem Event im Consumnes River Gorge, einem tief eingeschnittenen Fluss, aufspannten. Da wir erst recht spät mit dem Aufbau begonnen, wurde es bei Jerrys und meinen ersten Versuchen bereits dunkel, sodass wir uns unsere Motivation und Kraft für den nächsten Tag aufhoben. 

Der nächste Morgen:
Nachdem Jerry die andere Seite mit mehreren Catchen erreicht hat, kann ich ihm dabei zuschauen, wie er sein bereits 2 mal versuchtes Projekt in die eine Richtung läuft und mich mit ihm freuen.
Nun bin ich an der Reihe. Nach 10 gescheiterten Versuchen schaffe ich es, die eine Richtung mit 3 maligem Fangen der Line zu überqueren. Während Jerry auf meinen Wunsch hin nachspannt, entscheide ich mich für einen Electro Song der Band Kollektiv Turmstraße. Der Erste Versuch fühlt sich verdammt gut an, aber nach ca 15 Metern weht mir der Wind die Haare vor die Augen und bringt mich daher zu Fall. Also zurück zum Anfang und kurz durchatmen. Was nun folgt ist ein unvergessliches Flowerlebniss: Innere Ruhe und ungebrochene Konzentration machen es mir möglich, auf jede Bewegung der Line richtig zu reagieren. Vor allem in der Mitte sage ich mir: Bleib ruhig und entspannt. Die 2. Hälfte fühlt sich viel länger an als die erste. Die letzten 20 Schritte, jetzt ja nicht mehr fallen! Überglücklich erreiche ich schließlich das andere Ende.
Jerry tauft die längste Highline der Welt als Anspielung auf den alten europäischen Rekord „Bigger Than Youros“. Hier findet sich ein wunderschönes Video zu dieser Zeit in Kalifornien.

Weihnachten verbrachten wir in San Fransisco. Statt Sightseeing im Nebel genossen wir den wunderschönen Ausblick auf die im Nebelmeer versunkene Metropole und die umliegende Landschaft von 3 Highlines aus, die wir in den umgebenen Hügeln aufspannten.

Für die letzten 2 Wochen war das Motto Reibungsklettern und Highlinen im Granit des südlich gelegenen Joshua Tree Nationalparks mit bis zu 15 anderen Highlinern, die wie wir Silvester und die Neujahrstage dort verbrachten. Die für mich schönste Line dort war die „Asterdome“ Highline. Deren Ankerpunkte weißen zwar einen Höhenunterschied von 2 Metern auf, aber man hat von ihr einen eindrucksvollen Blick auf die umliegende Landschaft, da sie der höchste Punkt in der Umgebung ist.
Nachdem wir alle Highines in J-Tree gelaufen waren und 2 neue erschlossen hatten, entschieden wir uns, den Rückweg nach San Fransisco etwas früher anzutreten, um auf dem Weg dorthin noch 4 weitere Highlines zu begehen. Die letzte davon nennt sich „Ballstrocity“ und bleibt mir wegen dem grandiosen Blick auf das Meer als schönste Highline des ganzen Trips in Erinnerung.

Am Ende stellten Lukas und ich überrascht fest, dass wir während unserer Zeit in der USA genau so viele Highlines gelaufen sind, wie wir dort Tage verbracht haben, nämlich 57!


Danke an alle, die diese 2 Monate so unvergesslich und zum schönsten und eindrucksvollsten meines Lebens gemacht haben!!!
Ganz besonders will ich dem Fotografen Jared Alden danken, der mir dabei half, den Traum von der Space Line zu verwirklichen und mir seine Bilder zur Verfügung stellt, sowie dem Highlinefilmer Grant Thompson, dessen großartiges Video über meinen Trip absolut sehenswert ist.
Auch meinem Sponsor Elephant Slacklines will ich an dieser Stelle herzlich danken.